Die heilige Elisabeth - Patronin des Deutschen Ordens (II) - Kulturlandschaft Zwätzen e.V.

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Die heilige Elisabeth - Patronin des Deutschen Ordens (II)

Historisches

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Auf Bitten von Hochmeister Hermann von Salza verlieh Papst Honorius III. 1220/21 dem Deutschen Orden die volle rechtliche Gleichstellung mit den beiden älteren Ritterorden der Templern und der Johanniter. Nachfolger von Hermann von Salza als fünfter Hochmeister war Konrad von Thüringen (reg. 1239/40), der Schwager der heiligen Elisabeth von Thüringen. Da er allerdings nur ein Jahr nach seiner Wahl verstarb, bezeichnete seine Regierungszeit nur eine Episode in der Ordensgeschichte. Dennoch hatte der Orden auch unter dem Patronat von Landgraf Ludwig IV. von Thüringen und dessen Ehefrau, der ungarischen Königstochter Elisabeth, gestanden. So wie sein Vater stand auch er mit dem Orden in guter Verbindung und räumte, begünstigt durch seine persönliche Bekanntschaft mit Hermann von Salza, diesem verschiedene Privilegien ein. In einer Urkunde von 1225 verzichtete der Landgraf mit Zustimmung seiner Brüder Heinrich und Konrad auf alle seine Rechte über die Besitzungen des Deutschen Ordens in seinen Landen und befreite den Orden von Zöllen und Abgaben in seinem Herrschaftsgebiet. Das Privileg wurde die rechtliche Grundlage für die Stellung des Ordens in Hessen und Thüringen, auf der alle späteren Beurkundungen aufbauten. Landgraf Ludwig brach von seiner Burg Isserstedt zum Reichstag von Cremona auf und langte am 22. April 1226 in Ravenna an, wo er von Hermann von Salza Kaiser Friedrich II. vorgestellt wurde.

Hermann von Salza,
Großmeister der Deutschherren
(Hartknoch 1684)


Die Einführung am kaiserlichen Hofe geschah sicherlich aus Dankbarkeit für das umfangreiche Privileg, das der Ludowinger im Jahr zuvor dem Deutschen Orden übertragen hatte. Im Gegenzug erfolgte die Eventualbelehnung mit den Marken Meißen und Lausitz, was zugleich auch ein Teil des Preises war, den er Landgraf vom Kaiser für seine Teilnahme am geplanten Kreuzzug nach Palästina ausgehandelt hatte. Am 24. Juni 1227 brach der Gemahl Elisabeths von Creuzburg aus zu dem lange vorbereiteten Kreuzzug Kaiser Friedrichs II. auf und lies seine schwangere Frau und zwei unmündige Kinder zurück. In Palästina kam der Kreuzritter jedoch nie an. Zwei Tage nachdem die Flotte den Hafen im süditalienischen Otranto verlassen hatte, erlag er am 11. September 1227 einer Seuche. Die Nachricht von Ludwigs Tod dürfte Elisabeth Anfang Oktober erreicht haben, kurz nachdem sie ihr jüngstes Kind Gertrude geboren hatte. Ihre Mission sah sie nunmehr in der völligen Hingabe im Dienst an den Armen und Kranken im Sinne des Franz von Assisi (1181/82-1226). Sie kannte dessen Lehre über die Gottgefälligkeit von Armut und Besitzlosigkeit, die am Leben Jesu und der Apostel orientiert war und an Auffassungen anknüpfte, die im Volke verbreitet und lebendig waren. Doch bereits nach wenigen Jahren verstarb Elisabeth nach einer kurzen, aber schweren Krankheit am 17. November 1231. Ihre letzte mildtätige Wirkungsstätte, das Franziskushospital in Marburg, wurde 1234 dem Deutschen Orden übergeben.


Dietrich von Apolda, Legende der heiligen Elisabeth
 


Miniaturen der Elisabeth-Legende von 1481


In die Amtszeit Hermann von Salzas fiel noch der Abschluß des im August 1232 förmlich eingeleiteten Prozesses der Heiligsprechung der thüringischen Landesmutter. So scheint die Feststellung nicht übertrieben, daß "man den Deutschen Orden auf dem Wege zu einem Haus- und Familienorden der thüringischen Landgrafen" sehen kann und "daß der Kaiser und die Landgrafen sich darin einig waren, das wachsende Potential dieser geistlichen Gemeinschaft ihren Familien zunutze zu machen" (H. Boockmann). Als im Jahre 1226 der Orden durch die päpstliche Bulle von Rimini von höchster Stelle zu eigener Herrschaft über die heidnischen "Prußen" ermächtigt worden waren, folgten vor allem Thüringer diesem Ruf nach Besiedelung des neuen Ordensstaates. Im Deutschen Haus zu Halle soll Hermann von Salza die Unterhändler des Herzogs Konrad von Masowien empfangen haben, welcher die Hilfe des Ordens in Anspruch nahm und ihm dafür das Kulmer Land bot. Der Komtur Philipp von Halle soll den Hochmeister bei der Visite des Kulmer Landes begleitet und 1228 die Schenkungsurkunde mit entgegen genommen haben.

Siegel des
Deutschordensbruders
Konrad von Thüringen


Auch der Ordenschronist, Peter von Dusburg, benannte einige Thüringer unter den Ordensbrüdern, darunter fratrem Conradum de Tutele, die von Hermann von Salza 1229/30 nach Preußen entsandt worden waren.
Der aus einer Ministerialenfamilie stammende Bruder Konrad von Teutleben, von Dusburg als quondam camerarius der heiligen Elisabeth bezeichnet, war damit Inhaber einer der vier höchsten Hofstellen und wurde zum Komtur des ersten Ordenshauses im preußischen Thorn, polnisch Torun, nominiert. Am 8. November 1234, dem Abend vor dem dritten Todestag Elisabeths liess sich der jüngere Sohn von Landgraf Hermann I. von Thüringen, Konrad, zum Ordensritter einkleiden. Mit ihm traten der Thüringer Hartmann von Heldrungen und Dietrich von Grüningen in den Deutschen Orden ein. Heldrungen wurde später Hochmeister und Grüningen im Jahre 1254 Deutschmeister. Ihre Namen finden sich in der bekannten Chronik Peter von Dusburgs, des ältesten Chronisten des Ordenslandes. Wie Dusburg weiter berichtete, begaben sich Landgraf Konrad, Hartmann von Heldrungen, Dietrich von Grüningen mit vielen anderen Rittern und Adligen zu den Brüdern des Deutschen Hauses in Marburg, um sich vor dem Altar der Kapelle, in der Elisabeth bestattet war, niederzuwerfen. Gleichzeitig vermachte Konrad dem Orden jährliche Einkünfte von 1100 Malter (Holmaß: 1 Malter = 12 Scheffel = ca. 660 l (regional verschieden)) Getreide und 300 Mark Silber. Am 14. August 1235 hatte in Marburg die Grundsteinlegung zur Elisabethkirche stattgefunden, als deren Gründer Konrad allgemein angesehen wird. Die feierliche Umbettung -translatio- der Gebeine der Heiligen in die neue Grabstätte erfolgte am 1. Mai 1236 in Anwesenheit Kaiser Friedrichs II. Zugleich war dies der Tag des "offiziellen" Beginns der Elisabeth- Verehrung in Deutschland. Zwar kam deren Ruhm dem ganzen Adelsstand zugute, doch instrumentalisierte der Deutsche Orden die neue Heilige in besonderem Maße und erhob sie zu seiner Patronin. Dem Deutschen Orden hat Erfurt auch die erst kürzlich restaurierten Fragmente von Wandmalereien im Turm der Kirche St. Nikolai neben dem Augustinerkloster zu verdanken (s. Abb.).


St. Nikolai Erfurt
(Fresken)


© 2007, Dr. Thomas Pester

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